Presseschau des Tages // 18.02.2022

· Presseschau

Mütter haben während der Anfangsphase der Pandemie deutlich mehr zusätzliche Kinderbetreuungsarbeit geleistet als Väter. Das zeigt eine am Donnerstag in Nürnberg veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Gleichzeitig sei die Lebenszufriedenheit bei Müttern mit Kindern bis zwölf Jahren stärker als bei anderen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gesunken.

Kita- und Schulschließungen setzten vor allem den Frauen zu, heißt es. Für beschäftigte Mütter mit Kindern bis zwölf Jahren sei die für Job, Pendeln, Kinderbetreuung und Haushalt aufgewendete Zeit im Frühjahr 2020 um acht Stunden pro Woche gestiegen; für Väter dagegen nur um drei. Den höchsten Anstieg in absoluten Werten verzeichneten Mütter mit Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren.

Im September 2020, also nach dem ersten Lockdown, habe die durchschnittliche wöchentliche bezahlte Arbeitszeit für Frauen fast wieder ihr Ausgangsniveau vom Februar 2020 erreicht, fanden die Experten heraus. Für Männer sei diese trotz Wiederanstiegs noch etwas stärker unter dem Ausgangsniveau geblieben. Die Zeit, die Eltern mit Kinderbetreuung verbrachten, sei im Vergleich zum April 2020 wieder deutlich zurückgegangen. "Dies spricht dafür, dass Eltern nicht freiwillig ihre bezahlte Arbeit gegen Kinderbetreuung tauschen, sondern zum Status quo vor dem Ausbruch der Pandemie zurückkehren wollten", erläutert IAB-Forscher Michael Oberfichtner.

Während Männer in früheren Rezessionen, wie der Finanzkrise 2009, oft stärker von Arbeitsausfall betroffen gewesen seien, habe sich Corona etwa gleich stark auf sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frauen und Männer ausgewirkt. (…)

"In der Covid-19-Pandemie waren viele Dienstleistungsbranchen mit traditionell hohem Frauenanteil ungewöhnlich stark betroffen, wie Gastronomie und Unterhaltung", berichtet IAB-Forscherin Hannah Illing. Allerdings arbeiteten Frauen auch in Branchen, die kaum von Arbeitsausfall beeinträchtigt worden seien. Dazu gehöre das Gesundheits- und Sozialwesen. Somit sei der Arbeitsausfall wegen der unterschiedlichen Betroffenheit der verschiedenen Branchen während der Pandemie weitestgehend geschlechterneutral gewesen. (KNA)