Presseschau des Tages // 22.03.2022

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Gut drei Wochen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ringen Bildungspolitiker um passende Konzepte zur Beschulung der aus der Ukraine geflohenen Kinder und Jugendlichen. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU), sagte der "Welt am Sonntag", grundsätzlich würden Kinder und Jugendliche aus der Ukraine im Rahmen des bewährten Systems beschult. "Wir haben gute Strukturen in Deutschland, die sich schon in der Flüchtlingskrise 2015 bewährt haben." Zusätzlich werde aber geprüft, wie kulturelle und sprachliche Angebote für Schüler aus der Ukraine realisiert werden können.

"Putins Ziel scheint zu sein, die ukrainische Identität auszulöschen. Indem wir Kindern und Jugendlichen helfen, diese Identität zu bewahren, können wir ein Stück weit mithelfen, dass Putin sein Ziel nicht erreicht", sagte Prien. "Auf der anderen Seite können wir natürlich kein paralleles Schulsystem etablieren." Stattdessen werde nach Lösungen gesucht, um etwa Schülerinnen und Schülern von Abschlussklassen einen ukrainischen Schulabschluss in Deutschland zu ermöglichen.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sagte der Zeitung, die Kinder und Jugendliche aus der Ukraine bräuchten nicht nur Sicherheit, sondern auch eine Perspektive. Ein Modell seien die in der Flüchtlingskrise etablierten sogenannten Willkommensklassen. Aber auch geflüchtete ukrainische Lehrkräfte sollten einbezogen werden. Digitale Formate könnten helfen, ein Stück ukrainischen Unterricht nach Deutschland zu holen, so die Ministerin.

Die Kultusministerkonferenz hatte zuvor eine Bund-Länder-Task Force gegründet, die am Freitag ihre Arbeit aufgenommen hat und unter anderem Fragen einer möglichen Beschäftigung von ukrainischen Lehrkräften regeln soll. Die Generalkonsulin der Ukraine, Iryna Tybinka, hatte sich zuvor strikt gegen Willkommensklassen ausgesprochen. Da die Geflüchteten nur für eine begrenzte Zeit in Deutschland seien, gehe es nicht um eine vollständige Integration. Um ihre nationale Identität aufrecht zu erhalten, müssten die Kinder nach ukrainischem Lehrplan von ukrainischen Lehrern unterrichtet werden, forderte sie. (KNA)